Dienstag, 3. Oktober 2017

Warum die Unabhängigkeit Kataloniens ein Blödsinn ist

90 Minuten lang hat Emmanuel Macron letzten Dienstag eine mutige Zukunft Europas skizziert. Mit einer europäischen Armee. Einer europäischen Finanz- und Wirtschaftsunion. Einer europäischen Asylbehörde. Klingt alles ziemlich vernünftig. Eine katalonische Armee wäre hingegen ein ziemlicher Blödsinn.

Katalonien ruft den katalanischen Staat innerhalb der Republik Spanien aus. Damit wird eine Spirale der Gewalt ausgelöst, die zwei Jahre später im Bürgerkrieg endet. Am Ende gibt es einen Diktator.

Das war 1934 (bis 1939). Aber Geschichte wiederholt sich ja bekanntlich. Und weil Katalonien mit dem seit 1978 gültigen Autonomiestatut unzufrieden ist (und eine Ausweitung 2010 aufgrund einer Klage der rechtskonservativen Partei von Mariano Rajoy gescheitert ist), begeht die stolze Teilrepublik jetzt die Dummheit, mit einer undemokratischen Abstimmung (oder wie sollte man eine verbotene Abstimmung ohne Wählerlisten sonst nennen?) ganz Spanien, wenn nicht gar die gesamte Europäische Union, ins Chaos zu stürzen. Statt einfach abzuwarten, bis Rajoy nichts mehr zu melden hat und in Madrid wieder eine vernünftige (sozialistische) Regierung regiert, regiert nun vermutlich bald die Anarchie. Aber damit kennt man sich in Barcelona ja aus: 1936-1939 war Katalonien Schauplatz der einzigen (zeitweise) geglückten anarchistischen Revolution in der Europäischen Geschichte. Sagt zumindest Prof. Wikipedia, der muss es wissen.

Katalonien ist bekanntlich nicht die einzige aufmüpfige spanische Teilrepublik. Who’s next? Wer hat noch nicht Unabhängigkeit, wer will nochmal? Galizien? Baskenland? Balearen? Kanaren? Sollen die dann alle EU-Mitgliedsländer und Euroländer werden? Das ist doch Schwachsinn! Können wir uns nicht einfach darauf einigen, dass in Zukunft die wichtigen Entscheidungen auf europäischer Ebene getroffen werden (und zwar von einem demokratisch gewählten Europäischen Parlament, nicht vom merkelesken Rat der nationalen Befindlichkeiten) und die für die einzelnen Regionen wichtigen Dinge direkt in den Regionen entschieden werden? Die Nationalstaaten, diese seltsame aus der globalisierten Zeit gefallene Erfindung des ausgehenden 19. Jahrhunderts, behalten eine wichtige Koordinations- und Kommunikationsfunktion, aber sie geben „Macht“ nach oben und unten ab, um Teil eines starken, glokalisierten Europas sein zu können. Ein Europa der Regionen, das nicht – wie sich das Volker Kauder wünscht – deutsch spricht. Und das nicht – wie es derzeit der Fall ist – französisch spricht. Sondern das auch flämisch, katalonisch und korsisch spricht und die Interessen ALLER Bürgerinnen und Bürger beherzigt und vertritt.

Liebe kack-konservative spanische Zentralregierung: Wenn Katalonien Stierkämpfe verbieten will, dann soll Katalonien Stierkämpfe verbieten dürfen. Und wenn das Baskenland eine Finanzautonomie hat, dann sollte das für Katalonien doch auch möglich sein. Lasst die Katalonier ihre Sprache lernen und lehren. Nehmt sie ernst. Und hetzt nicht bewaffnete Polizisten auf sie. Sie sind schließlich eure Landsleute. Und das sollten sie auch bleiben.

Alles andere wäre ein Blödsinn.


Ein Referendum mit der Wahl zwischen Pest und Colera? Letzteres liegt auf jeden Fall in Katalonien.

Dieser Artikel wurde zum ersten Mal im Battle of Blogs gepostet.

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