Sonntag, 26. August 2018

Eier, wir brauchen Eier!

Einer guten Freundin von mir wurde kürzlich eine Henne angeboten. Aber sie hat abgelehnt mit den Worten: „Was soll ich mit einer alten Henne, die nichts mehr legen kann?“

Ei-ei-ei, würde ich als Mann sagen, dass ich lieber junge Hühner will und keine alten, die nichts mehr legen können, dann wäre der Aufschrei groß. Me too, time’s up und so. All das, was wir Männer beschämt zur Kenntnis nehmen, statt mal die Eier zu haben, uns beherzt an der Debatte zu beteiligen. Da gleichen wir uns leider wie ein Ei dem anderen: Wir behandeln die Thematik wie ein rohes Ei und gehen wie auf Eiern, tun aber trotzdem so, wie wenn uns das alles nichts anginge. 

Anders als alte Hennen können junge Hühner ganz schön Eier machen. Das weiß jeder, der so einem jungen Huhn schonmal den Hof gemacht hat. Aber wenn es die jungen Hühner sind, die Eier machen – wer ist dann eigentlich auf die unsinnige Idee gekommen, dass ein Hase Eier bringt? Ein Osterhuhn wäre viel logischer als ein Osterhase. Auch eine Oster-Eidechse hätte mehr Sinn, allerdings hieße die in Südtirol ja Hegedechs, hätte also kein Osterei im Namen.

Mit den Ostereiern endet die Fastenzeit. Der kollektive Cholesterinspiegel schießt wieder in die Höhe. Und überall bunte Eier in den Geschäftsauslagen: Blaue Eier, rote Eier, gelbe Eier – ja, das Gelbe vom Ei kann zu Ostern auch die Schale sein. 

Diese bunten Eier haben den Vorteil, dass sie schon gekocht sind. Da kann man also nichts mehr falsch machen. Wie schwer es sein kann, ein Ei genau 4 ½ Minuten zu kochen, wissen wir, seit Bertha und Hermann im bekannten Loriot-Sketch so wunderschön rumgeeiert und ein hartes Ei geknackt haben. „Eine Hausfrau hat das im Gefühl.“ Ein Hausmann natürlich auch, aber so weit war Mann zu Loriots Zeiten noch nicht.

Dieser Sketch hat deutlich mehr Niveau als „Der Eiermann“ von Klaus und Klaus. Ein bundesdeutsches Landei wie ich kennt diesen Song natürlich. Alle anderen können mit Youtube‘s Hilfe mal ausprobieren, wie sehr einem ein Ohrwurm auf die Eier gehen kann.
Apropos auf die Eier gehen: Was sind wir Männer so stolz darauf, dass wir zwei Eier haben. Und was lachen wir Frauen immer aus, die uns sagen, wir würden ihnen auf die Eier gehen – weil: „Du hast ja gar keine Eier, auf die ich dir gehen kann“. Von wegen: Eine Frau hat bei der Geburt bereits etwa 200.000 Eizellen pro Eierstock. Mann kann zwar Eier aus Stahl haben, aber keine 200.000.
Ich möchte nicht wissen, wie wir Schnupfenmänner reagieren würden, wenn wir ausnahmsweise einen Eisprung erleiden müssten. Für Frauen ist diese Ausnahme eher die Regel. 

Ach du dickes Ei: Ich bin schon wieder auf sexistisch dünnem Ei(s). Ich hab wohl nicht mehr alle Eierbecher im Schrank. Bevor mich noch jemand mit faulen Eiern bewirft oder ich einen Tritt in die Eier erleide, sage ich: Time’s up. Und Text ist fertig. 

Das Osterei des Kolumbus

Dieser Artikel wurde in der Straßenzeitung Zebra (Ausgabe April 2018) veröffentlicht.
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