Dienstag, 14. Mai 2019

Wahlplakate in Sachsen – Diesel, Müll und NPD

Der Zufall will, dass scheinbar immer Wahlkampf ist, wenn ich durch Sachsen radle. Es fällt leicht, „in Sachsen nach den Rechten zu schauen“, wenn diese ihre Sprüche zahlreich plakatieren; und es fällt schwer, nicht dieses gesamte schöne Bundesland über einen Kamm zu scheren, wenn man die teils widerwärtigen Ergüsse liest, die vom rechten Rand kommen und mitten auf der Laterne hängen.

Das soll jetzt hier aber keine langatmige Abhandlung über die Frage sein, warum gerade im Osten die AfD und so weiter und so fort, darüber wurde an anderer Stelle schon ausgiebig diskutiert, zuletzt heute Nacht um zwei in der Bar Happening in Dresden...

Stattdessen erstmal eine kurzweilige Quizfrage: Bitte ordne diese vier Plakatsprüche aus dem sächsischen EU-/Kommunal-/was-auch-immer-Wahlkrampf vier Parteien zu:

  • a)       „Regional statt global“
  • b)      „Migration ist gefährlich“
  • c)       „Die Bienenretter“
  • d)      „Starke Heimat“

Ich entschuldige mich für die kleine Falle, c) stammt nicht von den Grünen, sondern von der ÖDP.
„Migration ist gefährlich“ kommt von der AfD. So viel Empathie hätte ich der AfD gar nicht zugetraut, aber klar, eine Migration zum Beispiel von Afrika über das Mittelmeer nach Europa ist ein gefährliches Unterfangen. Umso wichtiger ist es, dass man in Europa mit offenen Armen empfangen wird und nicht von pöbelnden Glatzen verschreckt wird.

Stichwort pöbelnde Glatzen: „Regional statt global“ kommt von der NPD, die „starke Heimat“ hingegen von der CDU. Hätte auch umgekehrt sein können, was irgendwie ganz schön erschreckend ist. Wenn die CDU Martin Luther den Spruch „ich würde CDU wählen“ in den Mund legen würde, wäre das genauso unsinnig wie bei der NPD, aber möglich wäre auch das:


Analog zu anderen aktuellen Wahlkämpfen spielt auch in Sachsen das Thema Mobilität eine große Rolle (warum tut es das eigentlich für die Bundesregierung nicht?). Da haben wir dann bei den Grünen zum Beispiel den wunderbaren Spruch „guter öffentlicher Nahverkehr lässt nicht lange auf sich warten“, bei der AfD haben wir „Diesel retten!“. Die Positionierung der AfD für den Diesel lässt natürlich nicht den Schluss zu: Wer für Diesel ist – der ist auch gegen Ausländer!  


Interessanterweise fordert die AfD also genau das, was CDU/CSU und FDP sowieso schon machen. Das ist nicht sonderlich kreativ, sichert in Autoschland aber vermutlich viele Stimmen. Die CDU drückt ihre Liebe zum Automobil in ihren Wahlplakaten aber nicht so deutlich aus. Da heißt es schlicht und ergreifend: „Mobilität für alle“. Als Volkspartei will man es ja allen Recht machen, dem Fahrradfahrer genauso wie dem Lkw-Fahrer:


In der Realität kann es diese Mobilität für alle halt nicht geben, weil der öffentliche Raum begrenzt ist und irgendwie (neu?!) aufgeteilt werden muss. Aber sich im Wahlkampf auf etwas festlegen, kann für eine Volkspartei gefährlich werden – weshalb sich die SPD mittlerweile festlegen kann, die ist ja keine Volkspartei mehr. In Dresden legt sich die SPD auf den öffentlichen Nahverkehr fest: „Damit Bus und Bahn öfter kommen.“ Dass das AfD-Plakat „Autofreundliches Dresden“ über dem ÖPNV-Plakat hängt, spiegelt wider, dass das Auto hierzulande deutlich über Bus und Bahn steht. Und vermutlich am Wahlabend in Sachsen auch die AfD über der SPD:


Die LINKE hat sich verkehrsmitteltechnisch auf das Fahrrad festgelegt – aber noch nicht verstanden, dass es sich beim Zweirad um ein vollständiges Alltagsverkehrsmittel handelt, nicht um ein reines Freizeitgerät. „Mehr Tourismus wagen! Radwege ausbauen“ ist also nicht so vollständig wie die grüne Feststellung „Mit sicheren Radwegen ist man nie auf dem Holzweg“. Überraschend am LINKEN-Plakat finde ich aber weniger den Inhalt, sondern die Tatsache, dass der Radfahrer Adidas-Schuhe trägt. Eine zutiefst antikapitalistische Partei zeigt Schuhe eines zutiefst kapitalistischen Unternehmens? Die haben wirklich was gewagt. 



Zum Abschluss sei erwähnt, dass sich mir der Sinn des AfD-Plakats „In die Tonne mit der grünen Tonne“ absolut nicht erschlossen hat. Interessant ist aber der Hinweis auf der linken unteren Ecke, dass dieses Plakat auf Recycling-Papier gedruckt wurde – die Basis für AfD-Plakate ist also Müll. Was will man da groß erwarten? 

1 Kommentar:

  1. Dresden - Sachsen - fühlt sich noch ein bisschen an wie Heimat - auch wenn das vom Bodensee ganz schön weit weg ist. Spannende (Plakat-)Beobachtungen!
    Gruß, Gregor

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