Montag, 1. Oktober 2018

Ein Hoch auf den Hochsommer

Über kaum ein Thema spricht man so höchst gerne wie über das Wetter. Höchste Eisenbahn also, dass ich das an dieser Stelle auch einmal tue. Der Hochsommer 2018 bietet sich dafür an. 

Im Sommer 2018 folgt auf jeden Polterabend (= Gewitter) eine weitere Hoch-Zeit. Hochaktuelle Unwetterwarnungen werden auf hochauflösenden Monitoren häufig aktualisiert. Hochseilgärten haben Hochkonjunktur. Hochglanzbroschüren raten vom Genuss hochprozentiger Getränke ab. Hoch konzentrierte, unter Hochdruck gemixte Hochklasse-Smoothies versprechen stattdessen einen hochgradigen Hochgenuss. Auch Hochleistungssportler*innen legen lieber einen Ruhetag ein, als mit Höchstgeschwindigkeit auf dem Hochrad unterwegs zu sein. Hochmut kommt vor dem Fall…

Vor den hohen Temperaturen kann man in der Hochsaison in die Höhe fliehen (besser Hochalm als Hochhausdach) – oder in den hohen Norden. Ob Hochgebirge oder schottisches Hochmoor – wer der Hitze entfliehen kann, der flieht. Außer den Eisverkäufer*innen, bei denen herrschen Hochbetrieb und Höchstumsätze.

Hochbrisante Meldungen beherrschen das Sommerloch: In Schweden brennen Wälder, in Deutschland vertrocknen Felder, in Kalifornien verenden Kälber. Hitze hoch drei, wohin man auch schaut. Die Geister, die man nach dem langen Winter mit Hochspannung erwartet hatte, wird man nicht mehr los. Ob Hochadel, Hochschulabsolvent*in, Hochseefischer*in, Hochsicherheitstraktinsass*in oder Hochtief-Bauarbeiter*in: alle schwitzen. Die Hitze schweißt zusammen. Ein Hoch auf das nächste Tief!

Als was wird dieser Sommer 2018 in die Geschichte eingehen? Als einmaliger Ausrutscher? Als Beginn einer neuen Realität? Als der Zeitpunkt, an dem auch der letzte hochnotpeinliche Depp kapiert hat, dass der hochgefährliche Klimawandel keine Erfindung der hochbegabten chinesischen Hochkultur ist?

Ausgangspunkt der Hitzewelle war im Übrigen eine blockierende Omegalage, die zu einem Abreißen der Westwinddrift führte. Europa muss also – vom Hochlohnland Schweden bis ins hoch verschuldete Griechenland – solidarisch zusammenhalten und gemeinsam die Brände löschen, weil aus dem Westen keine verlässliche Hilfe mehr zu erwarten ist.

Wie gesagt, ich rede hier über das Wetter.

Dieser Sommer war echt der Gipfel
Der Kar - See - versiegte
Dieser Artikel wurde in der Straßenzeitung Zebra (Ausgabe September 2018) veröffentlicht.
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1 Kommentar:

  1. da Schoaschi von der Spree10. Oktober 2018 um 16:00

    Man sollte auf allen schattenlosen Brücken in allen europäischen Städten, also selbst in Castrop-Rauxel und zusätzlich auch in Lieblos (gleich bei Linsengericht), Sitzstreiks durchführen, die sich gegen Omegalagen richten. Selbst, wenn man sie auf französisch ausspricht, werden sie nicht besser oder eleganter. Nieder also mit den Omegalagen, wenn sie dermaßen subversiv und fies agieren!

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