Montag, 27. August 2018

Radreise entlang der Rhone

Neun Jahre nach der Donau und vier Jahre nach dem Rhein war es für mich mal wieder an der Zeit, einen großen europäischen Fluss zu erradeln: die Rhone. Der Tourenvorschlag kam von meinem Mitradler Wolfgang. Es war ein guter Vorschlag.

Interessanterweise hat die Radreise entlang der Rhone im selben Ort begonnen wie die Radreise entlang des Rheins: in Andermatt. Während sich der Rhein von der Schweiz Richtung Deutschland und Niederlande windet und Frankreich nur kurz tangiert, entscheidet sich die Rhone quasi spiegelverkehrt für die Reise in den Süden und durch Frankreich. Während der Rhein den Bodensee durchfließt, durchfließt die Rhone den Genfer See. Alte Burgen auf dem Fels, alte Flussschleifen neben langweilig kanalisierten Flussabschnitten, geschichtsträchtige Großstädte und sehenswerte Kleinstädte, Weinreben und Kühltürme: Die Liste der Gemeinsamkeiten von Rhein und Rhone ist lang. Und auch das Wetter auf meinen beiden Radreisen wär ähnlich: am Anfang kalt, später warm, aber ziemlich nass und sehr gewitterlastig. Bremsbeläge, Räder und Radler haben auch entlang der Rhone gelitten.

Billig ist eine Radreise durch die Schweiz und Frankreich nicht – aber schön. Solange man in den Alpen ist, gibt es so viel zu staunen und fotografieren, dass man gar nicht weiterradeln will. Nach dem großartigen Genfer See folgt eine schöne Hügellandschaft. In Lyon ist dann zum ersten Mal das Meer beschildert: 368 meist ebene Kilometer trennten uns dort noch von der Mündung. Anfangs sehr nasse Kilometer, später teilweise langweilige Kilometer, immer wieder unterbrochen von hübschen, aber ziemlich ausgestorbenen Städten. Bis man dann, nach unzähligen schönen Kettenbrücken und den ersten Weinäckern, die Provence erreicht. Und plötzlich ist wieder Leben in der Bude, plötzlich sind die Orte wieder belebt und die Geschäfte geöffnet.

Bei traumhaftem Sonnenschein hat uns der Mistral schließlich gen Mittelmeer getrieben. Avignon, Arles, Alpilles: Die letzten Tage der Reise waren reich an Abschluss-Höhepunkten. Nach insgesamt 1.243 Fahrradkilometern war dann Schluss, wobei mich die letzten drei Kilometer über den Formel 1-Parcours in Monaco führten.

Aber der Worte sind genug gewechselt, ihr wollt jetzt endlich Fotos sehen…

Bei der Donau war ich in noch der Lage, fast 3.500 Fahrradkilometer in 99 Fotos zusammenzufassen. Beim Rhein habe ich für 1.962 Kilometer schon 199 Fotos gebraucht. Und nun bei der Rhone: 499 Fotos für gerade einmal 1.243 Kilometer. Entweder ich fotografiere immer mehr, oder ich miste immer weniger aus. Ärgerlich für euch, die ihr euch jetzt durch das ganze Album durchklicken müsst...

https://photos.app.goo.gl/cw417kPvz7ghZ5Pb7

Sonntag, 26. August 2018

Eier, wir brauchen Eier!

Einer guten Freundin von mir wurde kürzlich eine Henne angeboten. Aber sie hat abgelehnt mit den Worten: „Was soll ich mit einer alten Henne, die nichts mehr legen kann?“

Ei-ei-ei, würde ich als Mann sagen, dass ich lieber junge Hühner will und keine alten, die nichts mehr legen können, dann wäre der Aufschrei groß. Me too, time’s up und so. All das, was wir Männer beschämt zur Kenntnis nehmen, statt mal die Eier zu haben, uns beherzt an der Debatte zu beteiligen. Da gleichen wir uns leider wie ein Ei dem anderen: Wir behandeln die Thematik wie ein rohes Ei und gehen wie auf Eiern, tun aber trotzdem so, wie wenn uns das alles nichts anginge. 

Anders als alte Hennen können junge Hühner ganz schön Eier machen. Das weiß jeder, der so einem jungen Huhn schonmal den Hof gemacht hat. Aber wenn es die jungen Hühner sind, die Eier machen – wer ist dann eigentlich auf die unsinnige Idee gekommen, dass ein Hase Eier bringt? Ein Osterhuhn wäre viel logischer als ein Osterhase. Auch eine Oster-Eidechse hätte mehr Sinn, allerdings hieße die in Südtirol ja Hegedechs, hätte also kein Osterei im Namen.

Mit den Ostereiern endet die Fastenzeit. Der kollektive Cholesterinspiegel schießt wieder in die Höhe. Und überall bunte Eier in den Geschäftsauslagen: Blaue Eier, rote Eier, gelbe Eier – ja, das Gelbe vom Ei kann zu Ostern auch die Schale sein. 

Diese bunten Eier haben den Vorteil, dass sie schon gekocht sind. Da kann man also nichts mehr falsch machen. Wie schwer es sein kann, ein Ei genau 4 ½ Minuten zu kochen, wissen wir, seit Bertha und Hermann im bekannten Loriot-Sketch so wunderschön rumgeeiert und ein hartes Ei geknackt haben. „Eine Hausfrau hat das im Gefühl.“ Ein Hausmann natürlich auch, aber so weit war Mann zu Loriots Zeiten noch nicht.

Dieser Sketch hat deutlich mehr Niveau als „Der Eiermann“ von Klaus und Klaus. Ein bundesdeutsches Landei wie ich kennt diesen Song natürlich. Alle anderen können mit Youtube‘s Hilfe mal ausprobieren, wie sehr einem ein Ohrwurm auf die Eier gehen kann.
Apropos auf die Eier gehen: Was sind wir Männer so stolz darauf, dass wir zwei Eier haben. Und was lachen wir Frauen immer aus, die uns sagen, wir würden ihnen auf die Eier gehen – weil: „Du hast ja gar keine Eier, auf die ich dir gehen kann“. Von wegen: Eine Frau hat bei der Geburt bereits etwa 200.000 Eizellen pro Eierstock. Mann kann zwar Eier aus Stahl haben, aber keine 200.000.
Ich möchte nicht wissen, wie wir Schnupfenmänner reagieren würden, wenn wir ausnahmsweise einen Eisprung erleiden müssten. Für Frauen ist diese Ausnahme eher die Regel. 

Ach du dickes Ei: Ich bin schon wieder auf sexistisch dünnem Ei(s). Ich hab wohl nicht mehr alle Eierbecher im Schrank. Bevor mich noch jemand mit faulen Eiern bewirft oder ich einen Tritt in die Eier erleide, sage ich: Time’s up. Und Text ist fertig. 

Das Osterei des Kolumbus

Dieser Artikel wurde in der Straßenzeitung Zebra (Ausgabe April 2018) veröffentlicht.
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