Dienstag, 12. Januar 2021

Deutschland End to End

Auf die Radreise im Sommer 2020 hatten wir uns schon lange im Voraus gefreut. Wir haben sie lange im Voraus geplant, lange im Voraus gebucht, uns lange im Voraus mit Literatur eingedeckt und einen GPS-Track gebastelt. Eine tolle Radreise, vom einen Ende des Landes zum anderen Ende des Landes. End to End. Drei Wochen. Mehr als 2.000 Kilometer. 

Dann kam Corona. Und damit einhergehend Einreisebeschränkungen in Großbritannien. Unser Plan war es nämlich eigentlich, Großbritannien von End to End zu erradeln, von Südwestcornwall bis Nordostschottland. Aber nun musste ein Plan B her. Der da lautete: Warum nicht einfach Deutschland von End to End erradeln: Von Sylt bis Oberstdorf, an den Buchten der Ostsee entlang, der ehemaligen Deutsch-Deutschen Grenze folgen und dann quer durch Bayern in die Berge. Von der Nordsee bis zu den Alpen, vom Holstein-Rind zum Allgäuer Grauvieh. 

Nach mehr als drei Wochen und mehr als 2.200 Kilometern lässt sich sagen: Es war ein toller Plan B! Wir haben gelernt, dass deutsche Küche auf dem Land wirklich noch deutsche Küche ist („och nö, nicht schon wieder Schnitzel!“) und dass das mobile Internet in Deutschland wirklich viel schlechter ist als in allen Reiseländern der Vorjahre. Wir wurden davon überrascht, dass wir die anstrengendsten Etappen an der Ostsee hatten und das schlechteste Bier in Bayern. Wir haben jeden Zug mit „tut tut“ und jeden Vogel mit „müpp müpp“ gegrüßt und in jede Unterführung „wie heißt der Bürgermeister von Wesel?“ gebrüllt (warum? Keine Ahnung). 

Die besten Kommentare von zufälligen Reisebekanntschaften zu unserer Tour waren „da geht man doch kaputt!“ und „was rauchen sie sonst so?“. Wie wir selber unsere Reise kommentiert haben, kann man in unserem Reisetagebuch nachlesen. Der Text ist zusammengebastelt aus Notizen und Whatsapp-Nachrichten, die wir während der Reise getippt haben. Die Fotos zeigen einen kleinen Ausschnitt von dem, was uns zwischen Sylt und Oberstdorf vor die Linse gekommen ist. Viel Spaß beim „Durchblättern“!

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Montag, 11. Januar 2021

Jahresrückblick 2021: Corona ist weg, Merkel ist noch da (Markus)

Das erste Doppeljahr in der Geschichte der Menschheit ist nun vorbei: Alles, was 2020 hätte stattfinden sollen, wurde 2021 nachgeholt. Da vergisst man fast, dass 2021 auch 2021 stattgefunden hat. 

Um zu begreifen, wie großartig 2021 war, muss man nochmal ein Jahr zurückblicken: Zu Beginn des Jahres 2021 war Donald Trump noch US-Präsident und hetzte einen wilden Mob ins Kapitol; gegen die weltweite Corona-Pandemie begannen gerade erst die ersten Impfungen, sodass an uneingeschränktes Reisen oder Feiern noch nicht zu denken war; im Jemen und in Syrien herrschte noch immer Krieg, obgleich sich die westliche Medienwelt dafür schon längst nicht mehr interessierte. 

 

Das Trumpeltier ist weg.

Nun also ist Anfang 2022 und wir blicken zurück auf ein verdammt erfolgreiches Jahr: Wir freuen uns über den im wahrsten Sinne des Wortes demokratischen Präsidenten Joe Biden; wir sind erleichtert, dass dank weltweiter Impfungen die Pandemie beendet wurde; und wir danken den erfolgreichen Friedensvermittlern im Nahen Osten. 

Die Bundestagswahl 2021 

Politisches Highlight des Jahres war natürlich die Deutsche Bundestagswahl. Einerseits ist das erwartbare passiert: Eine schwarz-grüne Koalition wird Deutschland nun ins 21. Jahrhundert führen und die Themen Digitalisierung und Klimaschutz endlich ernsthaft anpacken. Spannend war vor allem die Frage: Wer wird Kanzler*_in? Die SPD ist traditionellerweise mit einem alten weißen Mann mit S auf die Nase gefallen; die Grünen hatten mit Annalena Baerbock erstmals eine eigene Kanzlerkandidatin aufgestellt; die CDU/CSU ist aber mit deutlichem Vorsprung stärkste Fraktion geworden. Nur: Wer wird jetzt Kanzler? 

Die Wahl wurde in der Mitte entschieden.
 

Im Frühjahr 2021 hatte sich die CDU ja – warum auch immer – für Friedrich Merz („ich traue mir jedes Amt dieser Welt zu“) als neuen Parteivorsitzenden entschieden. Damit waren Armin Laschet („ich habe nie gesagt, dass ich mir dieses Amt nicht zutrauen würde“) und Norbert Röttgen („in mir reifte in der jüngsten Vergangenheit zunehmend die Erkenntnis, dass die Übertragung dieses Amtes an meine Person eine für unser Land hilfreiche, wenn nicht gar absolut notwendige Entscheidung sei“) raus aus dem Kanzlerrennen. Jens Spahn („niemand traut mir dieses Amt so sehr zu wie ich selber“) sowieso. Im Sommer befand sich Deutschland also im Vormerz, alles lief auf Friedrich Merz als Kanzler raus. Der Teil der Union, der sich mit dem 21. Jahrhundert durchaus anfreunden kann und anders als Friedrich Merz in Coronazeiten die Lektion gelernt hat, dass der Markt doch nicht alles von ganz alleine löst, versuchte indes, doch noch Markus Söder („ich traue mir jedes Amt zu, solange es ein bayerisches Amt ist“) zur Kanzlerschaft zu bewegen. Söder blieb aber bei seinem alten Mantra: „Mein Platz ist in Bayern.“ 

Es kam, wie es kommen musste: Edmund Stoiber lud Angela Merkel, Friedrich Merz und Markus Söder zu sich nach Wolfratshausen ein, wo beim Weißwurstfrühstück die Kanzlerschaft geklärt wurde. Ergebnis: Merz ist raus, Söder macht es. Aber überwiegend vom Bayerischen Homeoffice aus, damit er behaupten kann, sein Wort gehalten zu haben. Da hierfür aber erst die Verfassung geändert werden muss, übernimmt interimsmäßig: Angela Merkel („Sie kennen mich“). Ja, sie hängt doch noch ein Jahr dran. Was der CDU wohl die entscheidenden Punkte für den überraschend deutlichen Wahlsieg beschert hat. Und ihr die Möglichkeit bietet, mit am Ende 17 Jahren die Kanzlerschaftsdauer von Helmut Kohl doch noch zu überbieten. Und, noch wichtiger: Sie konnte Friedrich Merz nochmal richtig eine in die Fresse geben. 

Ein illustres Kabinett wird Deutschland nun durch die nächsten vier Jahre führen: Außenminister Norbert Röttgen, Finanzminister Friedrich Merz, Klimaschutzministerin und Vizekanzlerin Annalena Baerbock – im Klimaschutzministerium geht u.a. das bisherige Wirtschaftsministerium auf –, Verkehrsminister Anton Hofreiter, Landwirtschaftsminister Robert Habeck, Innenminister Joachim Herrmann, Digitalisierungsminister Philipp Amthor (der hierfür einen Beratervertrag mit Rezo abgeschlossen hat). AKK bleibt Verteidigungsministerin, weil die Union sonst niemanden hat und die Grünen den Wehrdienst verweigern. Neuer bayerischer Ministerpräsident wird Andreas Scheuer (ähnlich wie bei der SPD muss es auch bei der CSU immer ein Mann mit S sein).  

Das Sportjahr 2021 

Manuel Neuer verabschiedet sich nach der EM aus der Nationalmannschaft, er will nur noch rot und weiß.

Nach dem kläglichen Scheitern der Nationalmannschaft bei der EM – und das, obwohl Boateng und Hummels doch noch in den Kader zurückgeholt wurden – wird wie erwartet Jürgen Klopp neuer Bundestrainer. Seine einzige Bedingung hat ihm der DFB gerne erfüllt: „Nur, wenn Bierhoff auch gefeuert wird. Ich brauch diesen Kasper nicht, ich bin selber ein Kasper.“ 

Die Olympischen Spiele in Tokyo haben niemanden so richtig interessiert, weil alle einfach nur froh waren, endlich wieder ihre Freunde zu treffen, zu feiern und verreisen zu können. Fernsehen geschaut hatte man in den Monaten davor genug.  

Und sonst so?  

Was ist 2021 sonst noch so passiert? In Italien regiert nach zwei Regierungszusammenbrüchen innerhalb eines Jahres nun wieder Matteo Renzi. Schottland hat die Parlamentswahl am 6. Mai mit einem Unabhängigkeitsreferendum verbunden – mit dem eindeutigen Ergebnis, dass Schottland unabhängig werden und in die EU zurückkehren möchte. Die AfD hat Jörg Meuthen rausgeschmissen, der nun eine eigene Verbindung namens VPN aufbauen will („Vernünftige Populisten Neo“). Wattestäbchen wurden 2021 verboten, Bernd Höcke hingegen darf immer noch frei rumlaufen. 

CSU und AFD sind wieder unterscheidbar geworden.
Wie es im Jahr 2022 wohl weitergeht mit Politik, Sport und sonstigem Gedöns? Hier wird man es wie gewohnt vorträglich nachlesen können.

Dieser Artikel wurde zum ersten Mal im Battle of Blogs gepostet.