Das erste Doppeljahr in der Geschichte der Menschheit ist nun vorbei: Alles, was
2020 hätte stattfinden sollen, wurde 2021 nachgeholt. Da vergisst man fast, dass
2021 auch 2021 stattgefunden hat.
Um zu begreifen, wie großartig 2021 war, muss
man nochmal ein Jahr zurückblicken: Zu Beginn des Jahres 2021 war Donald Trump
noch US-Präsident und hetzte einen wilden Mob ins Kapitol; gegen die weltweite
Corona-Pandemie begannen gerade erst die ersten Impfungen, sodass an
uneingeschränktes Reisen oder Feiern noch nicht zu denken war; im Jemen und in
Syrien herrschte noch immer Krieg, obgleich sich die westliche Medienwelt dafür
schon längst nicht mehr interessierte.
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Das Trumpeltier ist weg.
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Nun also ist Anfang 2022 und wir blicken
zurück auf ein verdammt erfolgreiches Jahr: Wir freuen uns über den im wahrsten
Sinne des Wortes demokratischen Präsidenten Joe Biden; wir sind erleichtert,
dass dank weltweiter Impfungen die Pandemie beendet wurde; und wir danken den
erfolgreichen Friedensvermittlern im Nahen Osten.
Die Bundestagswahl 2021
Politisches Highlight des Jahres war natürlich die Deutsche Bundestagswahl.
Einerseits ist das erwartbare passiert: Eine schwarz-grüne Koalition wird
Deutschland nun ins 21. Jahrhundert führen und die Themen Digitalisierung und
Klimaschutz endlich ernsthaft anpacken. Spannend war vor allem die Frage: Wer
wird Kanzler*_in? Die SPD ist traditionellerweise mit einem alten weißen Mann
mit S auf die Nase gefallen; die Grünen hatten mit Annalena Baerbock erstmals
eine eigene Kanzlerkandidatin aufgestellt; die CDU/CSU ist aber mit deutlichem
Vorsprung stärkste Fraktion geworden. Nur: Wer wird jetzt Kanzler?
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Die Wahl wurde in der Mitte entschieden.
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Im Frühjahr
2021 hatte sich die CDU ja – warum auch immer – für Friedrich Merz („ich traue
mir jedes Amt dieser Welt zu“) als neuen Parteivorsitzenden entschieden. Damit
waren Armin Laschet („ich habe nie gesagt, dass ich mir dieses Amt nicht
zutrauen würde“) und Norbert Röttgen („in mir reifte in der jüngsten
Vergangenheit zunehmend die Erkenntnis, dass die Übertragung dieses Amtes an
meine Person eine für unser Land hilfreiche, wenn nicht gar absolut notwendige
Entscheidung sei“) raus aus dem Kanzlerrennen. Jens Spahn („niemand traut mir
dieses Amt so sehr zu wie ich selber“) sowieso. Im Sommer befand sich
Deutschland also im Vormerz, alles lief auf Friedrich Merz als Kanzler raus. Der
Teil der Union, der sich mit dem 21. Jahrhundert durchaus anfreunden kann und
anders als Friedrich Merz in Coronazeiten die Lektion gelernt hat, dass der
Markt doch nicht alles von ganz alleine löst, versuchte indes, doch noch Markus
Söder („ich traue mir jedes Amt zu, solange es ein bayerisches Amt ist“) zur
Kanzlerschaft zu bewegen. Söder blieb aber bei seinem alten Mantra: „Mein Platz
ist in Bayern.“
Es kam, wie es kommen musste: Edmund Stoiber lud Angela Merkel,
Friedrich Merz und Markus Söder zu sich nach Wolfratshausen ein, wo beim
Weißwurstfrühstück die Kanzlerschaft geklärt wurde. Ergebnis: Merz ist raus,
Söder macht es. Aber überwiegend vom Bayerischen Homeoffice aus, damit er
behaupten kann, sein Wort gehalten zu haben. Da hierfür aber erst die Verfassung
geändert werden muss, übernimmt interimsmäßig: Angela Merkel („Sie kennen
mich“). Ja, sie hängt doch noch ein Jahr dran. Was der CDU wohl die
entscheidenden Punkte für den überraschend deutlichen Wahlsieg beschert hat. Und
ihr die Möglichkeit bietet, mit am Ende 17 Jahren die Kanzlerschaftsdauer von
Helmut Kohl doch noch zu überbieten. Und, noch wichtiger: Sie konnte Friedrich
Merz nochmal richtig eine in die Fresse geben.
Ein illustres Kabinett wird
Deutschland nun durch die nächsten vier Jahre führen: Außenminister Norbert
Röttgen, Finanzminister Friedrich Merz, Klimaschutzministerin und Vizekanzlerin
Annalena Baerbock – im Klimaschutzministerium geht u.a. das bisherige
Wirtschaftsministerium auf –, Verkehrsminister Anton Hofreiter,
Landwirtschaftsminister Robert Habeck, Innenminister Joachim Herrmann, Digitalisierungsminister Philipp Amthor (der hierfür einen Beratervertrag mit Rezo abgeschlossen hat). AKK
bleibt Verteidigungsministerin, weil die Union sonst niemanden hat und die
Grünen den Wehrdienst verweigern. Neuer bayerischer Ministerpräsident wird
Andreas Scheuer (ähnlich wie bei der SPD muss es auch bei der CSU immer ein Mann
mit S sein).
Das Sportjahr 2021
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Manuel Neuer verabschiedet sich nach der EM aus der Nationalmannschaft, er will nur noch rot und weiß.
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Nach dem kläglichen Scheitern der Nationalmannschaft bei der EM – und das,
obwohl Boateng und Hummels doch noch in den Kader zurückgeholt wurden – wird wie
erwartet Jürgen Klopp neuer Bundestrainer. Seine einzige Bedingung hat ihm der
DFB gerne erfüllt: „Nur, wenn Bierhoff auch gefeuert wird. Ich brauch diesen
Kasper nicht, ich bin selber ein Kasper.“
Die Olympischen Spiele in Tokyo haben
niemanden so richtig interessiert, weil alle einfach nur froh waren, endlich
wieder ihre Freunde zu treffen, zu feiern und verreisen zu können. Fernsehen
geschaut hatte man in den Monaten davor genug.
Und sonst so?
Was ist 2021 sonst noch so passiert? In Italien regiert nach zwei
Regierungszusammenbrüchen innerhalb eines Jahres nun wieder Matteo Renzi.
Schottland hat die Parlamentswahl am 6. Mai mit einem Unabhängigkeitsreferendum
verbunden – mit dem eindeutigen Ergebnis, dass Schottland unabhängig werden und
in die EU zurückkehren möchte. Die AfD hat Jörg Meuthen rausgeschmissen, der nun
eine eigene Verbindung namens VPN aufbauen will („Vernünftige Populisten Neo“).
Wattestäbchen wurden 2021 verboten, Bernd Höcke hingegen darf immer noch frei
rumlaufen.
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CSU und AFD sind wieder unterscheidbar geworden.
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Wie es im Jahr 2022 wohl weitergeht mit Politik, Sport und sonstigem
Gedöns? Hier wird man es wie gewohnt vorträglich nachlesen können.
Dieser Artikel wurde zum ersten Mal im Battle of Blogs gepostet.