Samstag, 1. Februar 2020

Jahresrückblick 2020 - Der Brexit ist da, Trump ist weg




















Wir können einen Gang zurückschalten und auf das Schaltjahr 2020 zurückschauen. Deutschland kann den EU-Ratsvorsitz wieder abgeben, Beethoven kann sich von den Feierlichkeiten zu seinem 250. Geburtstag erholen, Tokio von den olympischen Sommerspielen. Aber was waren die eigentlichen Highlights des zurückliegenden Jahres? Hier sind sie nochmal zusammengefasst: 

Das Wort des Jahres: Flughafenscham
Am 31. Oktober 2020 war es so weit: Der Flughafen Berlin-Brandenburg International „Willy Brandt“ wurde eröffnet. 13 Jahre nach Baubeginn, neun Jahre nach der geplanten Eröffnung im November 2011. Ganz schön peinlich. So peinlich, dass kein Spitzenpolitiker den Flughafen eröffnen wollte: Angela Merkel ließ sich entschuldigen – und feierte lieber in der Uckermark den Reformationstag. Berlins regierender Bürgermeister Michael Müller? Eröffnete lieber ein Kita-Modellprojekt in Charlottenburg. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke? War in der Lausitz, um mit einer Gießkanne Fördergelder zu verteilen. Alle anderen Spitzenpolitiker? Hingen irgendwo in der Bahn fest, weil mal wieder der gesamte ICE-Verkehr zusammengebrochen war. Das Wort „Flughafenscham“ machte schnell die Runde, auch nach dessen Eröffnung möchte niemand mit dem Berliner Pannenflughafen in Verbindung gebracht werden.  

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Die Zahl des Jahres: 75
Die Zahl 75 ist im Jahr 2020 auffällig oft in den Nachrichten vorgekommen. Die UNO hat ihren 75. Geburtstag gefeiert. Das Land Hessen ist ebenfalls 75 geworden. Die Vuelta a España wurde zum 75. Mal ausgerichtet. 75 Schauspieler standen in der allerletzten Folge der Lindenstraße vor der Kamera. 75 Punkte haben RB Leipzig gereicht, um Deutscher Meister zu werden. 75 Stimmen Vorsprung haben der grünen Katharina Fegebank gereicht, um neue Bürgermeisterin von Hamburg zu werden. 75 Millionen Menschen weltweit haben den 25. James Bond „No time to die“ im Kino gesehen. 

Die Ankündigung des Jahres: Habeck will Kanzler werden
Jahrelang wurde darüber spekuliert, ob die Grünen bei der nächsten Bundestagswahl mit einem Kanzlerkandidaten oder einer Kanzlerkandidatin antreten wollen. Den Grünen selber waren Vorstöße in diese Richtung immer unangenehm. Nun hat Parteichef Robert Habeck die Katze aus dem Sack gelassen: „Kanzler wär schon geil. Ja, das wäre ne coole Sache“, hat er bei Anne Will verlauten lassen – und damit erwartbare Reflexe ausgelöst: Die FDP warnt vor einem „Verlust von hunderttausenden Arbeitsplätzen“, wenn die Grünen das Kanzleramt übernehmen. Die AFD warnt vor einer „Masseneinwanderung von Millionen von meuchelmordenden Muslimen“, wenn die Grünen das Kanzlerarmt übernehmen. Die SPD konnte sich auf keine einheitliche Stellungnahme einigen.

Das Verbot des Jahres: Tempolimit auf Deutschlands Autobahnen
Worauf sich die SPD Anfang 2020 überraschend einigen konnte: Dass sie einen neuen Anlauf beim Tempolimit nehmen will. Da von FDP und AFD zu viele Abgeordnete nicht anwesend waren, reichten die 288 Stimmen von SPD, Grünen und Linken aus, um die Union zu brüskieren: Der Bundestag hat entschieden, dass auf Deutschlands Autobahnen seit Mitte 2020 ein Tempolimit von 120 km/h gilt. Ob das Klima dadurch gerettet wird, sei dahingestellt. Aber es wird viele Menschenleben retten. Und was machen jetzt die armen Sportwagenbesitzer, die ihren kleinen Penis durch hohe Geschwindigkeiten ausgleichen müssen? Die können nach Afghanistan, Nordkorea, Mauretanien oder auf die Isle of Man reisen: Dort gibt es weiterhin kein allgemeines Tempolimit.
Es war ein SPD-Kanzler, der Hartz IV eingeführt hat. Es war eine CDU-Kanzlerin, die die Wehrpflicht abgeschafft hat. Nun ist es also ein CSU-Verkehrsminister, der gegen seinen Willen ein allgemeines Tempolimit auf deutschen Autobahnen eingeführt hat. Alles, was in den nächsten Jahren in Deutschland noch passieren wird – autofreie Innenstädte, Citymauts, zahlreiche Radschnellwege, eine zweite Bahnreform mit der Trennung von Netz und Betrieb und deutlich mehr Investitionsmitteln für das Bahnnetz – wird immer mit dem Namen Andreas Scheuer verbunden bleiben, der somit vom „Feinstaub-Andi“ zum Wegbereiter der überfälligen Verkehrswende in Deutschland wurde.

Jetzt auch auf deutschen Autobahnen: Tempolimit

















Die Umsetzung des Jahres: Der Brexit ist da – vorerst
Am 31. Januar 2020 war es endlich so weit: Großbritannien hat die EU verlassen. Vorerst. Boris Johnson hat damit sein Ziel erreicht – aber ein Handelsabkommen mit der EU gibt es noch nicht: Bis zum 31.12.2020 änderte der vollzogene Brexit faktisch nichts an der Zusammenarbeit zwischen Großbritannien und Europa. Johnson und die EU konnten sich auch im Laufe des Jahres 2020 nicht auf einen Handelsvertrag einigen. Auf den letzten Drücker konnte ein Aufschub um drei Monate bis März 2021 erreicht werden. Johnson will bis dahin doch noch ein Abkommen mit der EU hinkriegen. Labour will eine neue Volksabstimmung, um den Brexit doch noch rückgängig machen zu können. Schottland will unabhängig werden. Nordirland und Irland wollen sich zu „New Ireland“ vereinigen. Das United Kingdom geht wohl in das letzte Jahr seines Bestehens. 

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Die Abstimmung des Jahres: Trump verliert seinen Job
Es war ein Vorfall, wie es in den USA viel zu viele gibt, aber diesmal war trotzdem alles anders: Im Januar 2020 hat in einem gottverlassenen Nest in Ohio ein Rechtsradikaler mit seiner Waffe einen Obdachlosen provoziert. Der Obdachlose hat dem Rechtsradikalen daraufhin die Waffe entrissen und ihn erschossen. Präsident Trump twitterte nach dem Vorfall wie wild drauf los: Erst drückte er sein Mitleid mit dem Opfer aus („Didn’t know him, but I know he was a good guy“), dann empörte er sich über Waffen an sich („It was a gun that killed this good guy. Weapons are made for defence, not for killing!”). Trump stellte scheinbar zum ersten Mal fest, dass Waffen töten können. Seine logische Schlussfolgerung: Waffen verbieten, um die Bevölkerung zu schützen. Unter dem Motto #KillThatKillingGuns trat er für scharfe Waffengesetze statt scharfer Munition ein – was einige republikanische Abgeordnete um Spendengelder von den Waffenfirmen im anstehenden Wahlkampf fürchten ließ. Die logische Reaktion: Viele Republikaner stimmten im Impeachment-Verfahren gegen Trump. Der Rest ist bekannt: Donald Trump hat im Frühjahr 2020 überraschend sein Amt verloren. Er wurde vorübergehend von Mitt Romney ersetzt, die Präsidentschaftswahlen 2020 hat aber Michael Bloomberg für die Demokraten gewonnen. 

Unter Trump ging es mit Amerika bergab
























Die Welt hat also Donald Trump überlebt. Mal schauen, was die Welt 2021 alles überleben muss. An dieser Stelle wird man es vorträglich nachlesen können. 

Dieser Artikel wurde zum ersten Mal im Battle of Blogs gepostet. 

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