Von Gerhard Polt, dem Meister des Aufdenpunktbringens, stammt die schöne Formulierung „der Schwede wimmelt nicht“. Vom Soziologen Berthold Franke stammt der Ausdruck „Bullerbü-Syndrom“ für das klischeehafte Schwedenbild der Deutschen.
Sind das wirklich Klischees? Wenn man durch Schweden reist, bekommt man den Eindruck, dass das oben beschriebene Klischeebild tatsächlich der Wahrheit entspricht. Auf der Liste muss außerdem noch ergänzt werden: Frauen sind in Schweden WIRKLICH gleichberechtigt, vom Werbeplakat bis zur Kapitänsjacke. Und das Land ist komplett digitalisiert. Auch in der hintersten Pampa gibt es Elektro-Ladesäulen, mobiles Internet und bargeldlose Zahlung. Aber darüber, dass eine Reise nach Schweden eine Reise in die Zukunft ist, habe ich ja bereits an anderer Stelle geschrieben.
Wenn man die oben beschriebenen Schweden-Klischees in natura erleben will, dann hier eine Reiseempfehlung: Man nehme in Göteborg die Straßenbahn-Linie 11 bis zur Endstation Saltholmen und steige dort um in eine der vier Fährlinien, die zwölf verschiedene Schäreninseln ansteuern. Die Klischee-Schwedin am Ticketschalter bestätigt, dass das ganz normale städtische Nahverkehrsticket auch auf den Schiffen gilt. Die Wartezeit kann man auf einem Klischee-Felsen verbringen und auf den Klischee-Schärengarten blicken, durch den man später mit dem Schiff fahren und vom Oberdeck die Klischee-Holzhäuser betrachten wird.
Wahrscheinlich lohnt es sich auf jeder einzelnen Insel einen Stopp einzulegen. Ich hatte mich für einen Aufenthalt auf Vrångö entschieden. Und nach einem kurzen Spaziergang durch das Naturschutzgebiet auf der Terrasse vor dem Holzhaus-Café einen Kaffee getrunken und eine Zimtschnecke gegessen. So viel Klischee muss erlaubt sein.
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