Das soll jetzt
hier aber keine langatmige Abhandlung über die Frage sein, warum gerade im
Osten die AfD und so weiter und so fort, darüber wurde an anderer Stelle schon
ausgiebig diskutiert, zuletzt heute Nacht um zwei in der Bar Happening in Dresden...
Stattdessen
erstmal eine kurzweilige Quizfrage: Bitte ordne diese vier Plakatsprüche aus
dem sächsischen EU-/Kommunal-/was-auch-immer-Wahlkrampf vier Parteien zu:
- a) „Regional statt global“
- b) „Migration ist gefährlich“
- c) „Die Bienenretter“
- d) „Starke Heimat“
Ich entschuldige mich
für die kleine Falle, c) stammt nicht von den Grünen, sondern von der ÖDP.
„Migration ist
gefährlich“ kommt von der AfD. So viel Empathie hätte ich der AfD gar nicht
zugetraut, aber klar, eine Migration zum Beispiel von Afrika über das Mittelmeer
nach Europa ist ein gefährliches Unterfangen. Umso wichtiger ist es, dass man in
Europa mit offenen Armen empfangen wird und nicht von pöbelnden Glatzen
verschreckt wird.
Stichwort
pöbelnde Glatzen: „Regional statt global“ kommt von der NPD, die „starke Heimat“
hingegen von der CDU. Hätte auch umgekehrt sein können, was irgendwie ganz schön erschreckend
ist. Wenn die CDU Martin Luther den Spruch „ich würde CDU wählen“ in den Mund
legen würde, wäre das genauso unsinnig wie bei der NPD, aber möglich wäre auch
das:
Analog zu anderen
aktuellen Wahlkämpfen spielt auch in Sachsen das Thema Mobilität eine große
Rolle (warum tut es das eigentlich für die Bundesregierung nicht?). Da haben
wir dann bei den Grünen zum Beispiel den wunderbaren Spruch „guter öffentlicher
Nahverkehr lässt nicht lange auf sich warten“, bei der AfD haben wir „Diesel
retten!“. Die Positionierung der AfD für den Diesel lässt natürlich nicht den
Schluss zu: Wer für Diesel ist – der ist auch gegen Ausländer!
Interessanterweise
fordert die AfD also genau das, was CDU/CSU und FDP sowieso schon machen. Das
ist nicht sonderlich kreativ, sichert in Autoschland aber vermutlich viele
Stimmen. Die CDU drückt ihre Liebe zum Automobil in ihren Wahlplakaten aber
nicht so deutlich aus. Da heißt es schlicht und ergreifend: „Mobilität für alle“.
Als Volkspartei will man es ja allen Recht machen, dem Fahrradfahrer genauso
wie dem Lkw-Fahrer:
In der Realität
kann es diese Mobilität für alle halt nicht geben, weil der öffentliche Raum
begrenzt ist und irgendwie (neu?!) aufgeteilt werden muss. Aber sich im
Wahlkampf auf etwas festlegen, kann für eine Volkspartei gefährlich werden –
weshalb sich die SPD mittlerweile festlegen kann, die ist ja keine Volkspartei mehr.
In Dresden legt sich die SPD auf den öffentlichen Nahverkehr fest: „Damit Bus
und Bahn öfter kommen.“ Dass das AfD-Plakat „Autofreundliches Dresden“ über dem
ÖPNV-Plakat hängt, spiegelt wider, dass das Auto hierzulande deutlich über Bus und
Bahn steht. Und vermutlich am Wahlabend in Sachsen auch die AfD über der SPD:
Die LINKE hat
sich verkehrsmitteltechnisch auf das Fahrrad festgelegt – aber noch nicht
verstanden, dass es sich beim Zweirad um ein vollständiges Alltagsverkehrsmittel
handelt, nicht um ein reines Freizeitgerät. „Mehr Tourismus wagen! Radwege
ausbauen“ ist also nicht so vollständig wie die grüne Feststellung „Mit
sicheren Radwegen ist man nie auf dem Holzweg“. Überraschend am LINKEN-Plakat finde
ich aber weniger den Inhalt, sondern die Tatsache, dass der Radfahrer Adidas-Schuhe
trägt. Eine zutiefst antikapitalistische Partei zeigt Schuhe eines zutiefst kapitalistischen
Unternehmens? Die haben wirklich was gewagt.
Zum Abschluss sei
erwähnt, dass sich mir der Sinn des AfD-Plakats „In die Tonne mit der grünen
Tonne“ absolut nicht erschlossen hat. Interessant ist aber der Hinweis auf der
linken unteren Ecke, dass dieses Plakat auf Recycling-Papier gedruckt wurde –
die Basis für AfD-Plakate ist also Müll. Was will man da groß erwarten?
Dresden - Sachsen - fühlt sich noch ein bisschen an wie Heimat - auch wenn das vom Bodensee ganz schön weit weg ist. Spannende (Plakat-)Beobachtungen!
AntwortenLöschenGruß, Gregor